GERD HAGEDORN

            

  Ikone: Christus Pantokrator (Ausschnitt)  

CHRISTSEIN HEUTE

  

04.12.2017  Australien:
14 Bischöfe, Rabbiner und Imame haben in einem offenen Brief an Regierung und Opposition Garantien für die Religionsfreiheit gefordert.
Konkret geht es um das Gesetz über die rechtliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe. Im vorliegenden Gesetzentwurf fehle der ausdrückliche Schutz des Rechts religiöser Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen, gemäß ihrer religiösen Überzeugungen zu arbeiten, hieß es in einem am Montag auf der Website der „Koalition für die Ehe“ veröffentlichen Schreiben. Das Gleiche gelte für das Recht der Eltern, entsprechend ihrer Religion ihre Kinder zu erziehen. (kna) (NL Radio Vatikan, 04.12.2017).

02.01.2017  Deutschland: Malteser machen "Hausbesuch" per Telefon
Die Feiertage sind vorüber, doch die langen einsamen Winterabende für viele Menschen, insbesondere Senioren, die alleine leben, bleiben. Ein Lichtblick ist da ein Hausbesuch der besonderen Art: Der Malteserruf bietet Menschen, die sich nach einer Unterhaltung sehnen, aber vielleicht nicht unbedingt fremde Menschen in ihre Wohnung lassen möchten, Gespräche per Telefon an. Ehrenamtliche Mitarbeiter rufen die Senioren regelmäßig und unentgeltlich an, hören zu und schenken Aufmerksamkeit. Über die Gespräche werden Protokolle geführt, um an bereits Besprochenes wieder anknüpfen zu können,– insbesondere für Demenzkranke eine wertvolle Art der Begleitung. Wir haben mit Helga Schindler gesprochen; sie kümmert sich in Bad Reichenhall um den Malteserruf und hat uns erklärt, worin ihre ehrenamtliche Tätigkeit besteht. (rv) (NL Radio Vatikan, 02.01.2017).
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11.12.2016  Deutschland:
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat die Pflicht der Kirche betont, sich in die Politik einzumischen.
Das gelte nicht für jede tagespolitische Frage. Aber wenn es um Menschenrechte, Menschenwürde, das Recht auf Arbeit oder Leben sowie um ökologische Dinge gehe, „ist es unsere Pflicht zu sagen, was die Kirche denkt", erklärte Oster im am Samstag auf dem bayerischen Hörfunksender B5 aktuell ausgestrahlten „Interview der Woche“. Die Kirche sei ein wichtiger Mitgestalter des sozialen Lebens. (kna) (NL Radio Vatikan, 11.12.2016).                                  Anmerkung dazu: Das Reizwort "einmischen" ist wahrscheinlich nicht der glücklichste Ausdruck für den Sachverhalt, den Bischof Oster meint. Im Übrigen wird ja wohl nicht jeder Hinz und Kunz gemeint sein, selbst Kirchenfeinde und Ausgetretene, die die angeblich so seriösen Medien gerne zu Kirchenfragen interviewen und dann deren inkompetent geäußerte, private Meinung unkorrigiert stehenlassen zur Verwirrung der Geister. Allerdings sollte auch das zuständige Lehramt der Kirche seine Aufgabe wieder klar und deutlich im gesellschaftlichen Dialog und in der Öffentlichkeit wahrnehmen. - Hat der Bischof wohl zufällig bei seiner Aufzählung vergessen, das breite, aber nicht beliebige Feld der freien Meinungsäußerung und der Religionsfreiheit zu erwähnen? Oder ist dieses etwa dem deutschen Radio Vatikan zum Opfer gefallen? [GH].

19.08.2016  Syrien:
Die Solidarität der Christen von Aleppo untereinander ist nach Angaben des Jesuitenpaters Ziad Hilal ungebrochen:
„Einerseits ist die Lage unendlich traurig. Andererseits gibt es dort einen großen Zusammenhalt - gerade in den christlichen Gemeinden.“ Das sagte der Geistliche nach Angaben des Hilfswerks „Kirche in Not“ vom Freitag. Die Kirchen stellten viel Hilfe und Unterstützung auf die Beine. Man biete den Menschen soviel Hilfe wie nur möglich an, „damit sie trotz allem Elend eine Zukunftsperspektive in ihrer Heimat haben“, unterstrich Hilal. Denn wenn sie wegzögen, setze sich ihr Leidensweg meist woanders fort. In einer Suppenküche von Aleppo würden täglich 7.500 Menschen mit warmen Mahlzeiten versorgt. „Das Team besteht aus Christen und Muslimen“, so der Priester. „Das ist ganz praktische Versöhnungsarbeit.“ Beide Religionen hätten in Syrien seit Jahrhunderten friedlich zusammengelebt, sie wollten es auch in Zukunft tun. (pm/kna) (NL Radio Vatikan, 19.08.2016).

12.08.2016  Religionsfreiheit: Eine dramatische Entwicklung:
In jedem vierten Land der Welt ist das Recht auf freie Religionsausübung eingeschränkt; in diesen 24 Prozent der Länder leben aber 75 Prozent der Weltbevölkerung. Das geht aus Zahlen hervor, welche das US-Außenministerium in dieser Woche veröffentlicht hat. „Diese Zahlen sind nicht neu und sie wachsen weiter“, kommentiert Brian Grim, Präsident der Religious Freedom & Business Foundation. Der Bericht dokumentiert „den Status des universellen Menschenrechts auf Religionsfreiheit in 199 Ländern“. (rv) (NL Radio Vatikan, 12.ß08.2016).
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03.08.2016  Deutschland:
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller fordert eine offene Diskussion über den Stellenwert von Religion in Deutschland.
„Wir sind ein säkularer Staat, aber Religion hat eine wichtige, ja auch eine stabilisierende Funktion“, sagte der SPD-Politiker der „FAZ“. Müller bedauerte, dass nach landläufiger Ansicht die Kirchen nicht mehr zu den Säulen der Gesellschaft gehörten: das sei „schade und politisch ganz sicher nicht gewollt“. Unterschiedliche Kulturen und Religionen hätten die deutsche Gesellschaft positiv geprägt. Zum gegenseitigen Respekt gehört für Müller, dass muslimische Kinder in der Schulmensa nicht alles essen und im Kindergarten weiterhin christliche Feste gefeiert werden. (kna) (Newsletter Radio Vatikan, 03.08.2016).

22.07.2016  Deutschland:
Schleswig-Holstein wird keinen Gottesbezug in seine Verfassung aufnehmen.
Ein Vorschlag von 29 Abgeordneten aus allen sechs Fraktionen zur Änderung der schleswig-holsteinischen Verfassung verfehlte am Freitag im Kieler Landtag die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit. 45 Stimmen gab es für den Antrag, 46 wären notwendig gewesen. Die beiden großen Kirchen äußerten sich enttäuscht. In der Vorlage hatte es geheißen, die Verfassung schöpfe aus dem „kulturellen, religiösen und humanistischen Erbe Europas“ und aus den Werten, die sich aus dem „Glauben an Gott oder aus anderen Quellen ergeben“. Erzbischof Stefan Heße sagte: „Die Entscheidung finde ich sehr bedauerlich – insbesondere auch für die vielen zehntausend Menschen in Schleswig-Holstein, die die Volksinitiative unterstützt haben." (kna) (NL Radio Vatikan, 22.07.2016).

16.07.2016  Deutschland:                                    Als „übertrieben und nicht nachvollziehbar“ hat Kurienerzbischof Georg Gänswein die Praxis der Exkommunikation bei Kirchenaustritt bezeichnet. Der Präfekt des Päpstlichen Hauses äußerte sich in einem Interview mit der Schwäbischen Zeitung, das jetzt vorab veröffentlicht wurde. Gänswein sagte, es müsse die Frage diskutiert werden, ob die Kirchensteuerpflicht die einzig richtige und angemessene Form der Finanzierung kirchlicher Aufgaben sei. „Die einen sagen: Weg mit der Kirchensteuer, die anderen stilisieren sie hoch zu einem Glaubensgut. Beide Extreme taugen nichts“, so der Sekretär des emeritierten Papstes Benedikt. „Wem ist gedient, wenn eine Diözese superreich ist, aber der Glaube nach und nach versickert?“, sagte Gänswein in dem Interview, das in der Montagsausgabe der Schwäbischen Zeitung erscheint. (rv) (NL Radio Vatikan, 16.07.2016).

07.07.2016 Deutschland:
Das eigene Leben als endlich anerkennen und im sozialen Miteinander gestalten statt in Wellness und Selbstverwirklichungsfantasien zu fliehen:
Dazu rät der Frankfurter Jesuit Michael Sievernich. „Es gibt heute eine Tendenz, die alles auf das Wohlfühlen des Ichs konzentriert“, sagte er dem Magazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität. Der moderne Mensch müsse neu lernen, sein „befristetes Leben“ auszufüllen und ethisch zu gestalten. (kna) (NL Radio Vatikan, 07.07.2016).
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22.05.2016  Vatikan/Deutschland:
Der frühere Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz - van Elst hat erstmals seit seinem Rücktritt und seinem Wechsel nach Rom einen öffentlichen Vortrag gehalten.
Auf Einladung des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft sprach Bischof Tebartz-van Elst am Samstag im Campo Santo Teutonico über das Thema "„Wider das Verstummen: Warum die Kirche Katechese braucht". Der Bischof warb für die „Zumutung" von Glaubensinhalten in einer Zeit der Verunsicherung. Wenn in einer schrumpfenden Kirche nicht ein neuer Mut zur Identität gefördert werde, bleibe Glaube konturlos und gerate in die Gefahr der Beliebigkeit. So warnte der Bischof vor einer Glaubensverkündigung, die sich „auf das Verkürzte oder gar Kuschelige" zurückziehe. (kap) (NL Radio Vatikan, 22.05.2016).

05.05.2016  Südkorea:
Fast die Hälfte ihres Lebens pflegten die österreichischen Ordensschwestern Marianne Stoeger (82) und Margaret Pissar (81) Leprakranke auf der Insel Sorok in Südkorea.
Im Alter von 70 Jahren verließen die Nonnen das Krankenhaus, bei dessen Aufbau sie grundlegend mitgewirkt hatten. Seit 90 Jahren leben auf der Insel Lepra-Patienten fernab von der Gesellschaft. Die Nonnen setzten sich für die Würde der Kranken ein, die von der Gesellschaft verachtet und zuvor von Pflegern sogar misshandelt worden waren. Aufmerksamkeit wollten sie trotz ihres Lebenseinsatzes nie – auch jetzt nicht, wo sie das Krankenhaus zum Jubiläum am 17. Mai eingeladen hatte. Auch jegliche Auszeichnungen und Belohnungen von den südkoreanischen Behörden für ihre 40 Jahre lange Sorge um fast 6.000 Leprakranke lehnte Schwester Marianne ab. Dennoch will die südkoreanische Stadt Goheung in der Provinz Jeollanam-do die beiden Nonnen für den Friedensnobelpreis vorschlagen. (asianews) (NL Radio Vatikan, 05.05.2016).

29.04.2015  Die Integration von rund einer Million Flüchtlingen wird nicht ohne Konflikte abgehen. Dieser Ansicht ist der SPD-Politiker und ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. „Wir leben in einer beunruhigenden Situation, in der Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, minderheitenfeindliche Einstellungen, ausländerfeindliche Gewalt und Antisemitismus immer selbstbewusster und aggressiver auftreten“, so Thierse auf der Webseite des Katholikentages. Dies sei für alle Demokraten eine große Herausforderung. Die auftretenden Konflikte müssten aber friedlich geregelt werden. Daran sollten sich gerade Christen engagiert beteiligen.                                                                Deutlich verteidigt Thierse die Einmischung der Kirchen in politische und gesellschaftliche Debatten. „Dass Religion bestenfalls noch Privatsache sein sollte, das galt in der DDR.“ Wer verlange, dass die Kirchen „hinter ihren dicken Mauern verharren“, der wolle „die Religions- und Meinungsfreiheit einschränken“. (kna) (NL Radio Vatikan, 29.04.2016). - Danke für die  Klarstellung vor dem Hintergrund der neuesten Behauptung Kauders, dass der "Staat über den Religionen" stehe. Für das authentische Christentum aller Jahrhunderte (und trotzdem nicht von dieser Welt!) kann eine solche Arroganz angesichts seines Gründers nicht gelten. Die Religionen sind eben nicht alle gleich, wie Herr Kauder, Gotthold Ephraim Lessing und andere es gern hätten! [GH].

24.04.2016  Deutschland: Der bekannte TV-Entertainer Thomas Gottschalk setzt große Hoffnung auf Papst Franziskus. Das Kirchenoberhaupt verstehe es, seine Botschaft in einer „beruhigend schlichten“ Sprache und nicht zu verkopft zu vermitteln, sagte Gottschalk am Samstagabend in München. Der 65-Jährige sprach mit Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, über das neue Papst-Buch „Der Name Gottes ist Barmherzigkeit“. Die Kirche müsse mit mehr Selbstbewusstsein auftreten, sagte Gottschalk. Dann könne sie auch wieder mehr junge Menschen erreichen. (online) (NL Radio Vatikan, 24.04.2016).

23.03.2016  Pakistan:
Die Kirche in Pakistan schlägt Alarm: Die christlichen Fastenrituale werden von vielen Familien mehr und mehr an die des muslimischen Fastenmonats Ramadan angeglichen.
Grund dafür ist laut dem Katechisten, Hanif Manzoor, die Orientierung an der muslimischen Mehrheit, die die christliche Minderheit in Pakistan umgibt. Die katholische Kirche vor Ort organisiere immer wieder Begegnungen, um den Gläubigen die eigentliche Lehre der Kirche im Hinblick auf das Fasten darzulegen und auf die Unterschiede zu den muslimischen Ritualen hinzuweisen. (asianews) (NL Radio Vatikan, 23.03.2016).

13.03.2016  Vatikan: Kurienerzbischof Georg Gänswein mahnt die Kirche, sich nicht mit dem Zeitgeist gemein zu machen. „Die Kirche darf sich nicht von dem leiten lassen, was gerade ankommt, sondern sie muss verkünden, worauf es ankommt.“ Das sagte der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Sekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Den Vorwurf, die Kirche sei nicht mehr zeitgemäß, nannte Gänswein „unbegründet und haltlos“. Die Kirche werde immer unzeitgemäß sein: „Ansonsten verrät sie das Wort Gottes, das in gewisser Weise immer auch eine heilsame Zumutung für die Menschen ist.“ (focus online) (NL Radio Vatikan, 13.03.2016).

26.08.2015  Deutschland:
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat angesichts der vielen Veränderungen in der Gesellschaft für eine Diskussion über die gemeinsame Wertebasis geworben.
Am Dienstagabend sagte er in Essen, dass man darüber sprechen müsse, was die Gesellschaft im Innersten zusammenhält. Dies sei auch nötig, weil die Kirchen als traditionelle Sinnstifter in der deutschen Gesellschaft mittlerweile nur noch Anbieter „in einem sehr pluralen Umfeld“ seien. Auch zur Integration der vielen Zuwanderer in Deutschland sei eine stabile Wertebasis wichtig, so der Bischof bei der Veranstaltung „Stadtgespräch“. Overbeck gehe nicht davon aus, dass der Zustrom der Flüchtlinge in absehbarer Zeit nachlässt. Mit Blick auf den Fachkräftemangel in Deutschland betonte er auch die positive Seite der Zuwanderung. (pm) (NL Radio Vatikan, 26.08.2015).

30.07.2015  Italien:
Immer mehr katholische Witwen in Italien entdecken den geistlichen Stand.
Nach dem Tod ihres Gatten leben dort inzwischen mehr als 200 Frauen mit bischöflicher Anerkennung als eine Art Nonne ohne Kloster; rund 100 weitere befinden sich in Ausbildung, wie der italienische bischöfliche Pressedienst SIR (Dienstag) berichtet. Noch in diesem Jahr wolle sich der Vatikan mit dem neuen Trend befassen. Im aktuellen katholischen Kirchenrecht ist diese Lebensform nicht vorgesehen. Neben den „Instituten geweihten Lebens“ - umgangssprachlich Orden - gibt es geweihte Jungfrauen und Eremiten. Der Heilige Stuhl behält sich aber vor, neue Formen geistlichen Lebens anzuerkennen. (kna) (NL Radio Vatikan, 30.07.2015).

27.02.2015  Rom: „Gott bewahre uns vor den Deutschen“ – Marxens Drohung gegen Rom
Dass die deutschen Bischöfe die streitbarsten zu den Themen sind, die Gegenstand der Synodenüberlegungen sind, war bereits bekannt. Im vergangenen August kündigten sie ja offen an, dass sie nach Rom kommen würden mit einem Dokument in der Hand mit den Unterschriften aller Bischöfe, die für die von Kardinal Walter Kasper vorgeschlagenen Thesen sind. Eine Ankündigung, die der Vatikanist Matteo Matzuzzi von Il Foglio als veritable Drohung erkannte, und weshalb er schrieb: „Gott bewahre uns vor den Deutschen“.
Heute, wenig zufrieden mit den Ergebnissen des ersten Synodenteils, der Außerordentlichen Synode vom vergangenen Oktober, bereiten sie sich auf die entscheidende Herausforderung vor. Der Vorsitzende ihrer Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, der Erzbischof von München-Freising, legte nach und sandte inzwischen eine neue Drohung aus. Auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Frühjahrskonferenz der Bischöfe sagte er: „Wir sind keine Filialen von Rom. Jede Bischofskonferenz ist für die Pastoral in ihrem Kulturkreis zuständig und hat das Evangelium in ureigener Aufgabe selber zu verkünden.“
Die „Praxis“ lässt sich gegen jeden richten
Der Purpurträger ist eine Kreation von Johannes Paul II. und dem damaligen Apostolischen Nuntius für Deutschland Giovanni Lajolo. Den entscheidenden Karrieresprung zum Erzbischof von München-Freising, zum Kardinal und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz ermöglichte ihm jedoch Benedikt XVI. Machtmensch Marx, der das Zeug zum Bundeskanzler hätte, stellte bei der Pressekonferenz fest: Wenn man in der Lehre in Einheit mit der Kirche bleibe, dann „kann die Synode nicht im Detail vorschreiben, was wir in Deutschland zu tun haben“. Mit anderen Worten wendet Kardinal Marx dasselbe Prinzip, das Kardinal Kasper für die ganze Kirche fordert, gegen die Kirche ein. Kasper fordert eine Trennung von Lehre und Praxis. Man belasse die Lehre, wie sie ist, wen interessiere schon die Theorie. Wichtig sei heutzutage die Praxis und die wolle man ändern. Marx sagt nun: Ja, ja, macht ihr nur in Rom. Wenn Rom aber in der neuen Praxis nicht tut, was wir wollen, tun wir es eben auf eigene Faust.
Übersetzt meint das Ganze: Sind Lehre und Praxis erst einmal getrennt, macht jeder was er will. Die Verfechter der Trennungs-These liefern selbst den Beweis dafür, noch bevor sie ihr Ziel erreicht haben. Man muss ihnen dankbar für die erhellende Ehrlichkeit sein.
Marxens Drohung gegen Rom
Die Tagespost verstand es nicht anders und schrieb, dass die Deutsche Bischofskonferenz letztlich Rom aus dem Mund von Kardinal Marx nichts anderes wissen ließ, als dass sie nicht einmal mehr auf die Entscheidungen der kommenden Bischofssynode und die folgenden päpstlichen Entscheidungen warten wolle. „Wir können nicht warten, bis eine Synode sagt, wie wir hier Ehe- und Familienpastoral zu gestalten haben.“ -
Aus der Perspektive des antiken Roms lebten im Norden die „Barbaren“. Im vergangenen Oktober kamen die neuen „Barbaren“ mit einem Dokument bewaffnet nach Rom, um Entschlossenheit zu zeigen. Kardinal Marx vertrat die Bischofskonferenz. Kardinal Müller als Glaubenspräfekt war sein Gegenpart. Um die Gewichtungen „richtig“ vorzunehmen, verdoppelte Papst Franziskus mit Kardinal Kasper ad personam Marxens Position. Nun fallen die neuen „Barbaren“ mit einem weiteren Dokument in Rom ein. Kardinal Marx kündigte es an: In den nächsten Wochen wird die Bischofskonferenz ein Papier zur Bischofssynode veröffentlichen, für die die deutschen Bischöfe „gewisse Erwartungen“ haben. Es gehe darum „neue Wege zu gehen“ und „mitzuhelfen, dass Türen geöffnet werden“.
Marx: Das ist erst der Anfang – „Im theologischen Bereich ist noch eine ganze Menge Arbeit“ -
Die reiche deutsche Kirche hat Gewicht. Geld hat Gewicht. Damit wollen Machtmenschen wie Kardinal Marx andere Ortskirchen beeindrucken. Und sollten sie nicht beeindruckt sein, könne man ja ein bisschen mit dem Geldhahn drohen. Andererseits, gehört das Scheckbuch nicht seit Jahrzehnten zum bevorzugten Mittel bundesdeutscher Außenpolitik? Die deutschen Bischöfe haben aufgepasst und dazugelernt. -
In einem langen Interview, das im vergangenen Januar in der renommierten Zeitschrift America des Jesuitenordens erschienen ist, stellte Kardinal Marx klar, dass seiner Ansicht nach im theologischen Bereich noch eine ganze Menge Arbeit zu leisten sei. Mit anderen Worten: Das richtige Aufräumen habe erst begonnen. „Wir müssen Wege finden, dass die Menschen die Eucharistie empfangen. Es geht nicht darum, Wege zu finden, sie fernzuhalten! Wir müssen Wege finden, sie willkommen zu heißen. Wir müssen unsere Vorstellungskraft nützen und uns fragen, ob wir etwas tun können. Die Aufmerksamkeit muss sich darauf konzentrieren, wie wir die Menschen willkommen heißen können.“
Text: Giuseppe Nardi (Katholisches.info, 27.02.2015).

16.02.2015  Vatikan, Papst Franziskus: Die Christen sind Märtyrer!

Gepriesen sei das Kreuz: Säule des Glaubens, Stolz der Gläubigen, Freude der Christen!

Zum Massaker an koptischen Christen in Libyen: 
Im Rahmen einer Audienz für einige Vertreter der reformierten presbyterianischen Kirche von Schottland brachte Papst Franziskus seine Trauer über die jüngsten Massaker an 22 koptischen Christen aus Ägypten durch Jihadisten des IS in Tripolis, Libyen, zum Ausdruck. “Die Märtyrer sind alle Christen!“, so Franziskus in freier Rede auf Spanisch: „Sie sind einzig und allein aufgrund der Tatsache getötet worden, dass sie Christen sind“. Das Blut der Christen „ist Zeugnis des Glaubens“. Ob dabei jemand katholisch, orthodox, Kopte oder Lutheraner sei, „interessiert die Verfolger nicht, die allein auf die Tatsache schauen: ‚Sie sind Christen’“. Das Blut sei dasselbe: „Das Blut bekennt Christus“.
Kommentar von “Kopten ohne Grenzen“:
Auch wenn die vielen verschiedenen Gruppierungen jeweils andere christlich-theologische Ansätze des Christenglaubens mitbringen, so ist das Blut, das vergossen wird, das Blut für Christus. 
Einheit im Leiden. Gemeinschaft im Märtyrerglauben. Auch wir denken: Das zählt nicht nur für die Christenmörder und -verfolger, sondern auch für die Christen selbst. Ein größeres Zeugnis für CHRISTUS ist einem Menschen nicht möglich, als dass er sein Leben im Bekenntnis für den Glauben an den EINEN und DREIEINEN GOTT hingibt. Das für JESUS vergossene Blut bekennt unseren HERRN JESUS CHRISTUS als Mittelpunkt und Herz des DREIEINEN GOTTES.
Genau das ist es!
Selbst wenn im “positiven” Glauben unter Christen Streit und Uneinigkeit besteht, so ist im Märtyrerglauben des Blutes für CHRISTUS Einheit zu finden. Wir danken dem Papst, dass er Anteil am Schicksal unserer Glaubensgeschwister nimmt. Er spricht es aus gegenüber einer Gruppe von anderen Christenvertretern, die nichts mit der katholischen, der orthodoxen oder der koptischen Konfession zu tun haben.
Ist es wirklich leider so, dass verschiedene Christen erst durch das Leiden im Märtyrer- und Bekennerblut glaubens- und bekenntnismäßig zueinander finden?
Müssen erst Täter des IS kommen und uns das zu Bewusstsein bringen?
Muss erst getötet werden, damit eine tragische Art von Einheit der Glaubensgemeinschaft im Christentum entstehen kann?
Diese Frage sollten sich alle Christengruppen stellen, die doch alle im Grunde ein Ziel haben sollten. Die Anbetung und Verherrlichung durch unseren Glauben an den liebenden EINEN UND DREIEINEN GOTT, der SEINE LIEBE den Menschen geschenkt hat, und zwar zunächst in der Schöpfung und später dann im Auftrag des VATERS, ausgeführt und erlitten und auferstanden durch den SOHN in der LIEBE und Treue des HEILIGEN GEISTES.
Ja, es ist offensichtlich wahr: Das Kreuz, an dem JESUS CHRISTUS SEIN BLUT für die Sünden der Menschen vergossen hat, eint uns in IHM. Es wäre eine wunderbare Sache, wenn Christen – egal welcher Konfession sie angehören – sich wenigstens mit gegenseitiger Achtung und mit Respekt begegnen würden. Die Einheit im Blute des Bekenntnisses für JESUS CHRISTUS sollte lediglich der kleinste gemeinsame, wenn auch ein wichtiger Nenner sein. Die Beziehungen zueinander sind ausbaufähig. (kath.net/as; Kopten ohne Grenzen, 16.02.2015).

11.01.2015  Deutschland:
Der Publizist Matthias Matussek kritisiert die „feige Haltung“ der Kirchen zur islamischen Herausforderung.
Das Abschalten der Beleuchtung des Kölner Doms am 5. Januar aus Protest gegen eine Pegida-Demonstration sei „bodenlos“ gewesen, befindet der Katholik Matussek in einem Streitgespräch mit der evangelischen Redakteurin Claudia Becker in der Zeitung „Welt am Sonntag“. Er bekräftigt die Aussage des Reformators Martin Luther, dass der Islam eine Bedrohung für das christliche Abendland darstelle. Den Kirchen wirft Matussek vor, sich an der Diffamierung von Menschen zu beteiligen, deren Ängste mehr denn je verständlich seien. (idea) (NL Radio Vatikan, 11.01.2015).

08.11.2014  Südafrika:
Der südafrikanische Kardinal Wilfrid Fox Napier bezichtigt den Westen, ein „moralisches Ebola“ zu verbreiten.
„Wenn ich sehe, wie die moralische Verderbtheit ihr Leichentuch des Bösen über die Gesellschaft breitet, erinnert mich das an die Verwüstung, mit der Ebola Westafrika heimsucht“, twitterte der Erzbischof von Durban am Freitag. Wie der Westen mit dem Finger auf Afrika zeige, weil der Kontinent eine „physische Bedrohung“ gleich einer biblischen Plage hervorbringe, so klage Afrika den Westen an, „weil er es dem moralischen Ebola verdorbener Lebensstile aussetzt, einschließlich der Pornografie“, formulierte Napier. Der 73-jährige Kardinal ist unter anderem Mitglied des Päpstlichen Rats für Pastoral im Krankendienst. (kna) (NL Radio Vatikan, 08.11.2014).

28.10.2014  Benedikt XVI.: „Freude muss sich mitteilen“
Die Aufgabe des Glaubenden ist es, „immer wieder die Türen aufzustoßen über das bloß Technische und Pragmatische hinaus zur ganzen Größe unserer Existenz“. Und dies sei die Begegnung mit dem lebendigen Gott. Das betont der emeritierte Papst Benedikt XVI. in einer Botschaft zur Einweihung der neuen Aula Magna der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom. Der „Verzicht auf die Wahrheit“ sei „tödlich für den Glauben“, schrieb Benedikt. Dies sei insbesondere dann ein Problem, wenn die „allgemeine Vorstellung…(vorherrsche), dass die Religionen sozusagen nebeneinander stehen“. (tagespost) (NL Radio Vatikan, 28.10.2014).

22.04.2014  Großbritannien:
Premierminister David Cameron hat wütende Kritik für seine Aussage geerntet, Großbritannien sei ein christliches Land
. In einem offenen Brief kritisieren 55 bekannte Persönlichkeiten, unter ihnen Journalisten und Philosophen, den britischen Regierungschef. Cameron hatte sich vergangene Woche mit Blick auf Ostern geäußert. Seine Kritiker beanstanden, das Land sei keineswegs christlich, sondern plural: die britische Gesellschaft sei in großen Teilen nicht religiös. Wer etwas anderes behaupte, riskiere Abwertung und Spaltung. Sprecher des Premiers betonten, man habe andere Religionen nicht schmälern wollen. (afp) (NL Radio Vatikan, 22.04.2014).

04.02.2014  Deutschland/Vatikan:
Die säkulare Rechtskultur ist voller Mängel, gibt Kurienkardinal Francesco Coccopalmerio zu bedenken.
Zu den „schwersten Wunden“ der Gesellschaft zähle, dass sich das weltliche Recht vom moralischen Gesetz als seiner objektiven Wurzel getrennt habe, heißt es in einem Grußwort des Präsidenten des Päpstlichen Rats für die Interpretation von Gesetzestexten an einen Kongress deutscher Kirchenrechtler in München. Dabei werde versucht, „in sich schlechten Handlungen einen legalen Anstrich zu geben“. Als Beispiele für „in sich schlechte Handlungen“ nennt Coccopalmerio die Abtreibung, die künstliche Erzeugung von menschlichen Embryonen zu Forschungszwecken, die Euthanasie, die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare und ihre Gleichstellung mit der Ehe sowie die Verneinung der Grundrechte des Gewissens und der Religionsfreiheit. Der Kurienkardinal sprach von einem „Antinomismus“, einer Leugnung allgemeinverbindlicher Gesetze. In München findet seit Montag eine große kirchenrechtliche Tagung zum Thema „Säkularisierung und Neuevangelisierung als Herausforderung für das Kirchenrecht“ statt. Sie dauert noch bis Mittwoch. (kna) (NL Radio Vatikan, 04.02.2014).

11.11.2013  Berlin: Der Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion Volker Kauder sieht es als „traurige Wahrheit“ an, dass in mehr als 100 Ländern weltweit Menschen wegen ihrer religiösen Überzeugungen verfolgt würden. Bei einer Veranstaltung zum Thema Christenverfolgung in Schwäbisch Gmünd bezeichnete Kauder am Sonntag Glaubens- und Gewissensfreiheit als bedeutendstes Freiheitsrecht. Wo es keine Glaubens- und Gewissensfreiheit gebe, existiere keine wirkliche Freiheit. Religion sei nie nur eine reine Privatsache, sondern habe immer auch Konsequenzen für den öffentlichen Raum. Kauder kritisierte, dass es in Deutschland immer wieder begründet werden müsse, wenn sich Politiker für Religionsfreiheit einsetzten. Dies sei nicht der Fall, wenn es beispielsweise um die Gleichberechtigung von Frauen oder um Rechte für Homosexuelle gehe. (kna) (NL Radio Vatikan, 11.11.2013).

12.10.2013  Rom: Genügt es wirklich, die ganze Kirche in eine Mega-Caritas zu verwandeln, um neu zu evangelisieren?
Am selben Tag, an dem der Rechtsphilosoph Mario Palmaro und der Publizist Alessandro Gnocchi auf den Seiten der Tageszeitung „Il Foglio“ ihre kritischen Worte an Papst Franziskus veröffentlichten, publizierte unabhängig davon der Politikwissenschaftler und katholische Publizist Rino Camilleri auf den Seiten der Tageszeitung „Il Giornale“ seine nicht minder kritischen Anmerkungen. Rino Cammilleri stammte ursprünglich aus der linksextremen Szene der Studentenproteste. Er bekehrte sich später zum katholischen Glauben und gehört seither zu den bekannten marianischen Apologeten in der Publizistik. In seine Kritik lässt er auch Maria einfließen und fragt, ob der Weg nicht schon länger in die falsche Richtung geht und ob das gläubige Volk, von dem Papst Franziskus nun eine Entscheidung verlangt, sich nicht längst entschieden hat, indem es sich Maria zuwendet.
Papst Franziskus muss aufpassen: „Herde oder Lehre?“ So riskiert man beide zu verlieren
Papst Franziskus zielt auf die christliche Caritas, weil die Kirche in Schwierigkeiten ist. Aber die menschlichen Leiden zu kurieren, ohne an der Orthodoxie festzuhalten, ist eine gefährliche Strategie.
Alles schien improvisiert und spontan
Das berühmte Interview, das Papst Franziskus der Civiltà Cattolica gewährte, sollte nun die Frage nach dem Programm des Pontifikats Bergoglio und die Gründe für die Perplexität, die einige „improvisierte“ Aussagen an die Presse oder bestimmte Gesten in einigen ausgelöst haben, geklärt haben.
Es schien zum Beispiel so, dass die erste Reise ausgerechnet nach Lampedusa unter die illegalen Einwanderer, das Ergebnis eines Impulses sei, nachdem er die Bilder des x-ten Schiffbruchs im Fernsehen gesehen hatte. Die Glückwünsche an die Moslems zum Ramadan, die improvisierten Telefonanrufe an einfache Gläubige, der Pileolus-Tausch auf den Plätzen, die Aussagen zu den Arbeitslosen, um Arbeit „zu kämpfen“, die Ablehnung der roten Schuhe, der goldenen Paramente und des Apostolischen Palastes, die Benutzung von Serienautos auf dem Beifahrersitz; das alles eben ließ Bestimmte daran denken, dass der ehemalige Erzbischof von Buenos Aires sich weiterhin so verhält, wie er es immer getan hat, und weiterhin die gesamte Katholizität so betrachtet, als wäre sie die heruntergekommene Peripherie der argentinischen Hauptstadt. Das Verhalten als netter Kerl (es klingelt das Telefon: Ciao, ich bin's Papst Franziskus) oder der privilegierte Gesprächszugang für Eugenio Scalfari (den er damit zum „Papst“ der Kirchenfernen beförderte), erlauben es, das anzunehmen.
Doch alles ist Teil einer präzisen Strategie
Aber das Interview mit der Civiltà Cattolica hat jeden Zweifel weggefegt: Der Papst weiß genau, was er tut, und das, was er tut, ist Teil einer präzisen Strategie. Hier eine Zusammenfassung derselben:
Der moderne Mensch ist inzwischen völlig einer relativistischen Kultur hörig, die jeden göttlichen wie menschlichen Wert annulliert hat. Ihm von nicht verhandelbaren Grundsätzen zu sprechen ist reine Zeitverschwendung: er versteht sie nicht mehr. Die Angriffe von Jahrhunderten gegen die Autorität hat obsiegt und die Menschen ertragen keine Lehrmeister mehr. Die heutige Zivilisation ist aber auch ein Fleischwolf, der auf exponentielle Weise die Zahl der Ausgestoßenen erhöht. Der moderne Mensch, verletzt und gebrochen von der dunklen Seite der Moderne (die zwar allen Glück verspricht, aber einen noch nie dagewesenen Grad an Unbehagen hervorgebracht hat), liegt blutend am Boden und hält Ausschau nach der Hand, die ihm aufhilft und ihn pflegt, und dabei spielt es keine Rolle, dass es die Hand eines Samariters ist (und damit von dem Angehörigen einer Kategorie, die man ihn zu hassen gelehrt hatte).
Hier also das Programm des Papstes: Die Arme ausbreiten für die Leidenden und die drop-out, ohne zu polemisieren, ohne zu widersprechen, ohne die Fehler vorzuhalten. Sobald die Situation der Hilfsbedürftigkeit den Panzer im Kopf gelöst hat, wird der Pechvogel in der Kirche eine barmherzige Mutter erkennen und nicht mehr, wie es ihm eingetrichtert wurde, ein ideologisches Machtzentrum. Das dringendste Problem ist die Glaubenskrise. Die moralische Krise ist nur eine Konsequenz der ersteren. Hier, sagt Papst Franziskus, gilt es neu zu beginnen. Von Null auf. In diesem Licht erscheint der modus operandi von Bergoglio klarer.
Franziskus verlangt gigantische „religiöse Entscheidung“ der ganzen Kirche: Orthopraxie vor Orthodoxie?
Das, was er vorschlägt, ist eine Art von gigantischer “religiöser Entscheidung” durch die gesamte Kirche: in primis die menschlichen Leiden kurieren, dann, erst dann, den Katechismus lehren und den ganzen Rest. Deshalb auch seine Zurückhaltung, über „unbequeme“ Themen zu sprechen wie Homo-Ehe, Abtreibung und Euthanasie. Er sagt: Was die Position der Kirche in diesen Fragen ist, wissen alle und es ist unnötig, dass der Papst sie dauernd wiederholt. Ja aber – möchte man einwerfen – auch der Primat der Orthopraxie vor der Orthodoxie (um die Sprache der klerikalen Sachverständigen zu gebrauchen) ist ein dèjà vu.
Genügt es die Kirche in eine Mega-Caritas zu verwandeln, um neu zu evangelisieren?
Vom Primat zur Abkehr ist der Schritt dann aber nur mehr kurz. Eine von der Orthodoxie losgelöste Praxis haben wir bereits in der berühmten „Befreiungstheologie“ erlebt. Wenn du nicht konstant deine Doktrin in die Praxis einimpfst, wird eine andere den Platz einnehmen, vielleicht eine, die ihr ähnelt: gestern der Marxismus, morgen das relativistische Gutmenschentum. Das ist eine Gefahr, die – so hoffen wir – mitberücksichtigt ist. Wird es genügen, die gesamte Kirche in eine Art Mega-Caritas umzuwandeln, um neu zu evangelisieren? Ist es wirklich eine erfolgreiche und zielführende Idee, den Menschen das Bild von Kirche zu geben, das die Menschen wollen (Gratisversorgung, aber Schweigen zu Sünde und Irrtum)? Auf diese Fragen wird nur die Zukunft Antwort geben können.
Inzwischen haben wir aber zumindest ein Beispiel aus der Vergangenheit: Mutter Teresa, die in Indien genau das tat, was Papst Bergoglio allen Katholiken heute nahelegt: die stille Liebe. Sie stand den Aussätzigen und Sterbenden bei, ohne über die Lehre von Christus zu sprechen. Die Inder, die sie bereits des Proselytismus beschuldigten, hätten sie und ihre Schwestern verjagt. Außerhalb Indiens, wo sie reden konnte, beharrte sie auf der Orthodoxie. Was aber bleibt in Indien von dieser harten Arbeit unter den „Ärmsten“? Die Christianisierung des Subkontinents macht große Fortschritte? Die Christen des Landes werden nicht mehr verfolgt?
In der Erwartung, dass die „Samariter“-Strategie von Papst Bergoglio Ergebnisse bringt, bleibt die Frage, wieviel Sinn eigentlich noch ein Vorhof der Völker von Kardinal Ravasi macht, jener kostspielige Laufsteg für die verschiedenen Scalfaris & Odifreddis. Angeblich sagen der berühmte „Dialog“ und ebenso der Ökumenismus, die Theologie und die Apologetik - alles alte Eisen wie der Katechismus selbst - dem modernen Menschen ja nichts mehr. Ganz im Gegenteil, es scheint, dass sie ihn vielmehr nerven und abstoßen. Daher die „religiöse Entscheidung“.
Im Übrigen aber: hat das „Volk Gottes“ diese Entscheidung nicht schon getroffen und zwar aus eigener Initiative, indem es die Pfarreien zunehmend meidet und sich in Richtung Marienwallfahrtsorte bewegt? Dort spricht die Gottesmutter nicht von „Katechismus“ und „Glaubenslehre“. Sie sagt vielmehr: „Bekehrt euch, betet und fastet“.
Ob sie das sagt, weil die Stunde nahe ist, da der Vorhang fällt? Wer weiß… Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi (Katholisches.info, 12.10.2013).

2013-06-28 Polen/Ukraine:
Die Spitzen der katholischen und der griechisch-katholischen Kirche von Polen und der Ukraine haben zur Versöhnung beider Länder aufgerufen.
In einer am Freitag in Warschau unterschriebenen gemeinsamen Botschaft werben sie für die gegenseitige Vergebung von Verbrechen und „ethnischen Säuberungen“, denen 1943 viele Tausende unschuldige Menschen zum Opfer gefallen seien. Polen und Ukrainer sollten „weitere Schritte auf dem Weg zur brüderlichen Annäherung“ gehen. Das sei ohne echte Versöhnung unmöglich. Das Dokument unterzeichneten die Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen Polens und der Ukraine, die Erzbischöfe Jozef Michalik und Mieczyslaw Mokrzycki, sowie für die mit Rom verbundene griechisch-katholische Kirche der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk und der Warschauer Erzbischof Jan Martyniak. (kna)

22.06.2013   London: Englische Pfadfinerinnen ersetzen Gott im Pfadfinderversprechen durch das eigene Ich

Die englischen Pfadfinderinnen, die Girl Guides von Girlguiding UK streichen Gott aus ihrem Pfadfindersprechen, das jeder Pfadfinder öffentlich bei seiner Aufnahme ablegen muss. Die Entscheidung sorgt für Diskussion auf den britischen Inseln, denn die Anrufung Gottes im Versprechen geht auf den Gründer Robert Baden-Powell of Gilwell zurück, der 1907 die Pfadfinderbewegung und 1909 die Pfadfinderinnen ins Leben rief. Das Versprechen lautet:

Ich verspreche bei meiner Ehre und mit besten Kräften:

  • meine Pflicht gegenüber Gott und dem König (oder gegenüber Gott und meinem Land) zu tun
  • anderen Menschen jederzeit zu helfen
  • das Pfadfindergesetz zu erfüllen.

Obwohl das Pfadfinderwesen sich in unterschiedlichem kulturellen, politischen und religiösen Umfeld ausbreitete, hatte der Bezug auf Gott, der zudem in Baden-Powells Versprechen vor allen anderen den ersten Platz einnimmt, überall Geltung.

Ausgerechnet in Großbritannien, wo die Bewegung entstanden ist, hat nun einer der größten Bünde der dortigen Pfadfinderei sich vom Gründer und seinem Auftrag verabschiedet. Künftig wird jedes Mädchen, das die Kluft des Bundes anzieht, im neuformulierten Pfadfinderversprechen nur mehr  versprechen, das Möglichste zu tun „um mir selbst gegenüber ehrlich zu sein und meine Überzeugungen zu stärken, der Königin und meiner Gemeinschaft zu dienen, anderen Menschen zu helfen und das Pfadfindergesetz zu erfüllen.“Die Girl Guides zählen auf den Inseln rund eine halbe Million Mitglieder. Ihr männliches Pendant könnte es den Mädchen bald gleichtun. Auch in der UK Scout Association gibt es entsprechende Diskussionen.

Die seit 2011 amtierende Vorsitzende Gill Slocombe, Chief Guide genannt, sagte zu der Entscheidung: „Unsere Bewegung war immer ein Umfeld, in dem jedes Mädchen seine eigenen Überzeugungen und seine eigene ethische Sicht wachsen lassen konnte, sowohl innerhalb wie außerhalb einer formal definierten Religion. Einige fanden dazu die Formel des Versprechens zweideutig, was einige Mädchen entmutigte, sich unseren Gruppen anzuschließen.“ Die Entscheidung, den Gottesbezug zu tilgen, wurde von atheistischen und agnostischen Vereinigungen mit lautem Beifall begrüßt. Die anglikanische Kirche von England hatte sich gegen eine Streichung ausgesprochen, ohne Gehör zu finden.

Die Entscheidung reiht sich in Großbritannien in eine generelle Tendenz ein, die christlichen Wurzeln des Landes im Namen eines militanten Laizismus zu tilgen. Ein Vorgang, der nur möglich ist, weil die Christen weitgehend gleichgültig einer radikalen Minderheit das Feld überlassen. Die Neuformulierung des Pfadfinderversprechens des Mädchenbundes spricht eine deutliche Sprache. Der Gottesbezug wurde durch einen Bezug auf die „Ehrlichkeit zu sich selbst“ ersetzt. Die Selbstbezogenheit des Menschen in der höchsten Steigerungsform der Ichbezogenheit, vor der Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch 2010 in England und Schottland ebenso warnte wie nun Papst Franziskus.

„Ein Beispiel für das Umsichgreifen einer individualistischen Gesellschaftssicht? Nun genügt es das Versprechen der Pfadfinderinnen zu lesen“, kommentierte die ehemalige Tory-Abgeordnete Ann Widdecombe die Gottestilgung. „Sie entfernen Gott aus dem öffentlichen Leben und es gelingt ihn viel zu einfach. Das ist einer jener Fälle, in denen es ein Fehler ist, auch die andere Wange hinzuhalten“, schrieb die katholische Publizistin Cristina Odone im Telegraph. Text: Giuseppe Nardi (Katholisches.info, 22.06.2013).

20.06.2013  Deutschland: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Kritik zurückgewiesen, dass die CDU nicht mehr christlich oder katholisch genug sei. Die CDU bleibe dem christlichen Menschenbild verpflichtet, habe aber keinen „Alleinvertretungsanspruch“ für Christen oder Katholiken, sagte Merkel in einem Interview mit dem Magazin „Credo“ vom Donnerstag. „Wenn eine Gesellschaft von Haus aus nicht mehr überwiegend christlich ist, dann kann eine Partei sie nicht christlich machen“, so die Bundeskanzlerin. Dies sei vielmehr Aufgabe der Familien und der Kirchen. (kna) (NL Radio Vatikan, 20.06.2013). - So kann man es auch sehen. Man könnte aber auch nach dem Grund für die Entchristlichung fragen, und der liegt doch vor allem in den von der Politik gegebenen oder sogar gewollten gesellschaftlichen Bedingungen [GH].

17.06.2013  Italien:
Die Kirche in Europa sollte sich nach Ansicht des Mailänder Kardinals Angelo Scola „in radikaler Weise“ neu aufstellen.
Das sagte Scola der Turiner Tageszeitung „La Stampa“. Europa gehe, so der Kardinal, einem Untergang entgegen. Die europäische Zivilgesellschaft, aber auch die Kirche würden alt und müde. Als ein Zeichen der Vorsehung bezeichnete Scola die Wahl des neuen Papstes. Franziskus versuche, eine Rückbesinnung auf grundlegende gemeinsame Erfahrungen anzuregen. Unter seiner Leitung müssten die europäischen Kirchen den Mut zu einem Neuanfang haben, sagte Scola. (la stampa/kna) (NL Radio Vatikan, 17.06.2013).

01.06.2013  Den Haag: Niederlande streichen Gehälter für Religionslehrer – Sparpaket der Regierung an Parlament weitergeleitet
In den Niederlanden wird den Religionslehrern an Grundschulen das Gehalt gestrichen. Die niederländische Regierung führt Einsparungen durch, die auch den Bildungsbereich treffen. In einem laizistischen Staat kann natürlich beim Religionsunterricht gespart werden. Bei diesem hier wird nicht nur gekürzt, sondern die Finanzierung vollkommen gestrichen.
Die Maßnahme ist Teil eines Sparpakets, mit dem der Staat 200 Millionen Euro einsparen will. Das Paket wurde dem Parlament zugeleitet. Mit Kürzungen von zehn Prozent sind auch prestigeträchtige akademische Einrichtungen betroffen.
Zwischen einer zehnprozentigen Kürzung und einer Totalstreichung liegen allerdings Welten. Sie kommen einer Wertung gleich, die besagt, dass die betreffenden Bereiche letztlich überflüssig seien, zumindest in Zeiten des Sparzwangs. Unter die Totalstreichung fällt neben der Finanzierung des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen auch die Förderung des bekannten Montesquieu-Instituts zur Erforschung der Geschichte des europäischen Parlamentarismus.
Bis vor einem halben Jahrhundert war der niederländisch-flämische Katholizismus sehr stark. Er war fest in seinen Traditionen verwurzelt und missionarisch lebendig. 2009 veröffentlichten die niederländischen Bischöfe eine erschütternde Studie über den Glaubenszustand in den Niederlanden allgemein und der katholischen Kirche im besonderen. 50 Prozent der Bevölkerung des einst mehrheitlich reformierten Landes mit starker katholischer Minderheit gehört keiner Religionsgemeinschaft an. 58 Prozent der Niederländer wissen nicht einmal mehr, was Weihnachten ist.
In den Niederlanden, „wo Dominikaner und Jesuiten über Messen ohne Priestertum und ohne christliche Sakramente theoretisieren und sie in die Tat umsetzen“, wie vor drei Jahren Avvenire, die Tageszeitung der italienischen Bischöfe kritisierte, steht die katholische Kirche in ihrer bisherigen Form vor dem Zusammenbruch. Der Staat setzt mit der Streichung der Gehälter für Religionslehrer den nächsten Schritt in diese Richtung.
In Europa wird fast überall noch Religionsunterricht erteilt. Das soll weiterhin auch für die Niederlande gelten, allerdings mit Selbstfinanzierung durch die Kirchen. Die Situation des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen ist in den einzelnen Staaten unterschiedlich geregelt. In allen Ländern gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, sich vom Religionsunterricht abzumelden. Nicht in allen Ländern kann und wird allerdings katholischer Religionsunterricht erteilt. Das ist nur in sechs Staaten der Fall darunter Deutschland, Österreich, Italien und Spanien. Die Bestimmungen variieren von Staat zu Staat, in Deutschland von Bundesland zu Bundesland (in Bremen und Brandenburg wird statt eines Religionsunterrichts Ethikunterricht angeboten, in Berlin können die Konfessionen Religionsunterricht als Zusatzfach anbieten). In zwei Ländern, Griechenland und Zypern, wird griechisch-orthodoxer Religionsunterricht erteilt. In zwölf Staaten erfolgt der Religionsunterricht von vornherein multireligiös. In manchen Ländern werden neben christlichen Konfessionen auch Judentum, Islam, Buddhismus und andere Religionen unterrichtet, während in anderen der Unterricht christlich, aber interkonfessionell ist (Schweden, Großbritannien, einige Schweizer Kantone). In zwei Staaten (in Belgien und an der Oberstufe der Schulen Kroatiens) ist der Religionsunterricht Wahlfach. Man besucht den Religionsunterricht oder einen Ethikunterricht.
Als Voraussetzungen für die Erteilung des Religionsunterrichts wird in elf Staaten ein Theologiestudium oder ein gleichwertiges Diplom einer theologischen Hochschule verlangt. 15 Staaten erkennen die entsprechenden kirchlichen Bescheinigungen an. Katholischen Religionsunterricht kann nur erteilen, wer die missio canonica besitzt, eine entsprechende kirchliche Lehrerlaubnis.
Nur in drei Ländern wird kein Religionsunterricht erteilt. Dazu gehört Frankreich und das schon seit mehr als 100 Jahren. Die einzige Ausnahmeregelung besteht für Elsass-Lothringen, weil es früher zum Deutschen Reich gehörte. Ebenso Ungarn, wo Religionsunterricht nur auf freiwilliger Basis außerschulisch angeboten werden kann. Und schließlich Slowenien, das wie Ungarn an der kommunistischen Regelung der Nachkriegszeit festhält.
Es gibt noch Länder, wo unabhängig von der landesweiten Regelung in einzelnen Orten oder Schulen kein Religionsunterricht erteilt wird, so in Schweden oder einzelnen Kantonen der Schweiz oder an höheren Schulen in Bulgarien.
Auch die Frage, ob die Lehrer organisch in den Lehrkörper eingegliedert sind oder nicht, ist von Land zu Land verschieden. In der Bundesrepublik Deutschland ist dies in der Regel durch Ablegung der Staatsexamen und mit der Verbeamtung der Fall. Auch in Spanien, Griechenland und Italien sind Religionslehrer, wenn auch mit unterschiedlichen Regelungen öffentliche Bedienstete. Text: Giuseppe Nardi (Katholisches.info, 01.06.2013).

18.05.2013  Avignon:
Hände weg von meiner Kirche: Schweigemarsch gegen Katholikenphobie in Avignon.

An Pfinstmontag, dem 20. Mai, findet in der südfranzösischen Stadt Avignon ein Marsch gegen Christenfeindlichkeit statt. Die Initiative geht auf eine Gruppe junger Katholiken zurück. Sie reagieren damit auf die zunehmende Gewalt gegen Priester und Ordensleute und kirchliche Einrichtungen in der Stadt des Saint Ruf. Jüngster Vorfall war ein gewalttätiger Angriff von vier mutmaßlich nordafrikanischen Moslems gegen einen Priester der Johannesgemeinschaft am 13. Mai. Die vier Angreifer schlugen den Priester bewusstlos.
Der Marsch richtet sich aber nicht nur gegen die feindlich-aggressive Haltung eines Teils der moslemischen Einwanderer der Stadt, sondern insgesamt gegen ein kirchenfeindliches Klima. In der Ankündigung verweisen die Initiatoren auf den Skandal „Piss Christ“ im April 2011, als ein Museum von Avignon als „Kunstwerk“ ein in den Urin des „Künstlers“ gestelltes Kreuz ausstellte. Oder an beleidigende Umzüge durch die Straßen der „Stadt der Päpste“ und die Schändung des Friedhofs von Valréas. „Der antichristliche Hass wächst (blasphemische Theaterstücke, verwüstete Kirchen usw.)“ heißt es im Aufruf der jungen Katholiken. „Wir beklagen mit Nachdruck das Ausbleiben einer Reaktion durch die Behörden und einen Teil der Medien, wenn es um die Schändung und Profanierung von Kirchen und Friedhöfen geht und wir beklagen mit Nachdruck das Ausbleiben einer Reaktion gegen den gewalttätigen Angriff auf einen Mann der Kirche.“
Die Initiatoren rufen dazu auf, die Katholikenfeindlichkeit nicht zu dulden. „Wir betrachten diese Kathophobie als Anschlag auf die Identität von Frankreich und der Franzosen“. Die jungen Katholiken fordern die „Welt der Kultur und die Homo-Lobby“ auf, bei ihrem Kampf gegen die Homophobie „unsere Beleidigung zu stoppen“.
„Wir fordern, dass der Staatspräsident und der Innenminister, die so prompt den schlechten Zustand von Moscheen, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus verurteilen, ihre Pflicht auch gegenüber den Katholiken tun, die sich von antichristlichen Vorfällen beleidigt fühlen und durch diese geschädigt werden. Wir sind keine Bürger zweiter Klasse.“ -
Mit ihrem Appell rufen die Initiatoren „alle Menschen guten Willens“ auf, sich „unserem friedlichen Protest anzuschließen“. Der Marsch beginnt am Montag, dem 20. Mai, um 14 Uhr an der Place du Palais des Papes. „Wir hoffen, dass auch viele Franzosen moslemischen und jüdischen Glaubens an dem Schweigemarsch teilnehmen“. Für die Kundgebung wurde ein eigenes Logo entworfen. Eine schwarzumrandete, gelbe Hand mit der Aufschrift: „Hände weg von meiner Kirche“. Die Farben erinnern an die Identitäre Bewegung, eine strukturlose, informelle und spontane neue Bewegung, die ihren Ausgangspunkt in Frankreich hat. Text: Giuseppe Nardi; Bild: Una Fides (Katholisches.info, 18.05.2013).

10.12.2012  Der Kardinal hält nichts vom Wörtchen „neutral“
Der Mailänder Kardinal Angelo Scola gilt als einer der scharfsinnigsten Denker in Italiens Kirche. Seine Predigt gegen einen in Religionsdingen angeblich „neutralen Staat“ vor ein paar Tagen hat einige Beachtung gefunden. Scola hatte mit der Anti-Laizitäts-Predigt in Mailand die Feiern zu 1.700 Jahren Mailänder Edikt eröffnet; mit dem Text hatte Kaiser Konstantin den Christen Religionsfreiheit zugestanden. Radio-Vatikan fragte Kardinal Scola: Darf ein Staat in Religionsfragen neutral sein?
„Das Wort 'neutral' ist in diesem Zusammenhang problematisch, weil eine Gesellschaft gar nicht neutral sein kann. Jeder tritt immer automatisch für eine bestimmte Sicht des Lebens ein. Auch wenn ich sage: ,Mir ist alles gleichgültig, ich bin Agnostiker‘, stehe ich damit auch für eine bestimmte Sicht des Lebens. Ich würde eher sagen, der Staat sollte ,akonfessionell‘ sein. Das heißt: Er darf selbst nicht für eine bestimmte Sicht des Lebens stehen, darf aber auch die religiöse bzw. ethische Präsenz, wo es sie im Leben der Gesellschaft gibt, nicht neutralisieren, sondern muss ihre Ausdrucksmöglichkeit fördern. Ich will nicht sagen, der Staat dürfe gar nichts tun, im Gegenteil: Ich sage, der Staat darf intervenieren, regulieren und lenken. Aber er darf dabei noch nicht einmal indirekt eine bestimmte Sicht des Lebens vor anderen bevorzugen: Er darf nur den Wettbewerb zwischen allen Kräften auf dem Platz fördern.“
Wir fragten Kardinal Scola auch, ob aus seiner Sicht die Religionsfreiheit in Europa derzeit eingeschränkt oder bedroht ist. Seine Antwort:
„Man muss sehr klar zwei Dinge auseinanderhalten. Die seriösesten Berichte in diesem Bereich sprechen von Einschränkungen der Religionsfreiheit bzw. von Verfolgungen in etwa 123 Ländern weltweit. Doch der Fall Europas liegt etwas anders. Hier gibt es einige Signale, die es aus meiner Sicht nahelegen, an dem Thema noch energischer dranzubleiben als bisher. Das letzte Signal, das mich wirklich sprachlos gemacht hat, war die Initiative einer Vertreterin der französischen Regierung, welche ernstlich erwägt, alle leerstehenden Räumlichkeiten von religiösen Einrichtungen zu beschlagnahmen, um hier Obdachlose unterzubringen.“
Es war die Pariser Wohnungsbauministerin Cécile Duflot, die letzte Woche im „Parisien“ mit Zwangsmaßnahmen drohte, sollte die Kirche nicht von sich aus Schlaforte für Clochards angesichts der Kältewelle in Frankreich bereitstellen. Kardinal Scola dazu:
„Als ob die französische Kirche nicht schon längst unglaublich viel in diesem Bereich tun würde! Wenn die Kirche leerstehende Räumlichkeiten hat, dann doch sicher aus bestimmten Gründen und weil für diese Räume etwas vorgesehen ist; die stehen ja nicht zufällig leer. Also, da sehe ich die Gefahr von einschränkenden Gesetzen. Und dann heißt es ja auch, man wolle auf europäischer Ebene den sogenannten Gewissensvorbehalt abschaffen. Welche Opposition der Kirche das hervorrufen kann, haben wir in Amerika gesehen; dort wollten einige ausführende Bestimmungen der Gesundheitsreform Obamas alle katholischen Einrichtungen, auch Krankenhäuser und Schulen, verpflichten, ihre Angestellten auch in Bezug auf Verhütung und Abtreibung zu versichern. Das bedeutet, an eine Dimension der Gewissensfreiheit der Christen zu rühren!“ (rv 10.12.2012 sk) (NL Radio Vatikan, 10.12.2012).

20.10.2012  Paris: Zu Christus konvertierte Moslems von der Umma verfolgt, von den Christen ignoriert – Der Appell eines Konvertiten
Verfolgung durch die islamische Gemeinschaft, Verlegenheit und Gleichgültigkeit durch die christliche Gemeinschaft, das ist zumeist die Situation, in der sich viele ehemalige Moslems befinden, die zum Christentum konvertiert sind. Sie sind in ihren Heimatländern isoliert und ebenso in Europa, wo niemand ihre Gewissensfreiheit verteidigt, sondern wo von starken politischen, gesellschaftlichen und medialen Gruppen vor allem die Moslems verteidigt werden und deren Freiheit, den Islam zu bekennen. Zum Christentum bekehrte Moslems erfahren meist Ablehnung von Moslems und Christen. Sie beklagen, dass viele Christen sie nicht wirklich annehmen, weil sie nicht in das gewünschte Bild passen. Die einen, weil sie grundsätzlich Fremde aus bestimmten Herkunftsgebieten ablehnen, die anderen, weil sie dieses Fremde sosehr überhöhen, dass ihre Dialogfixiertheit Konvertiten zum Christentum zum unerwünschten Störfaktor werden läßt. Mohammed Christophe Bilek, ein zum Christentum konvertierter Algerier, richtet mit einem Brief an Asianews einen Appell an die Christen Europas. (Katholisches.info, 20.10.2012). 

12.08.2012  Bayern:
Die Tourismusregion Garmisch-Patenkirchen hat in einem Werbeprospekt für den arabischen Markt das Gipfelkreuz auf der Zugspitze wegretuschiert.

Man wolle mehr Gäste aus dem arabischen Raum nach Garmisch-Patenkirchen locken, beteuerten der örtliche Tourismusmanager und der Chef der Bayerischen Zugspitzbahn laut einem Bericht der evangelischen Agentur idea. Andere Bergregionen hätten zehnmal so viele Besucher. Die bisherigen Angebote, ein islamischer Gebetsraum in der Bergstation und spezielle Toiletten für arabische Bedürfnisse [!! GH], reichten offensichtlich nicht aus, befanden die beiden Fachleute. Das knapp fünf Meter hohe Gipfelkreuz der Zugspitze wurde 1851 errichtet. Der Bayerische Rundfunk, der über den manipulierten Prospekt in einer Satire-Sendung berichtete, schlug als weitere Maßnahme vor, einen Halbmond auf der Zugspitze zu platzieren. (idea) (NL Radio Vatikan, 12.08.2012). 

01.08.2012  Was ist Christen noch heilig? – "Titanic" und der Verlust des Heiligen
von Giuseppe Nardi                                                        Die deutsche Satirezeitschrift Titanic sorgte mit der Titelseite ihrer Juli-Ausgabe für internationales Aufsehen. Eine Fotomontage über Papst Benedikt XVI. sorgte für Empörung. Der Heilige Stuhl erwirkte umgehend eine einstweilige Verfügung wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Die Zeitschrift legte nun in der August-Ausgabe nach, deutlich subtiler, deutlich ambivalent. Das Satirezeitblatt gibt sich begeistert über das große Interesse, das der Skandal für das Blatt auslöste. Der Chefredakteur Leo Fischer freut sich über eine angebliche Verkaufssteigerung von 70 Prozent und erhofft sich ironisch vom Papst weiteren „Segen“, wie ihn die Süddeutsche Zeitung zitiert. -
Bei aller Empörung fehlt es nicht an Stimmen, die den vom Vatikan eingeschlagenen Rechtsweg für ungeeignet halten. Man solle „so etwas“ ignorieren. Man würde „erst recht“ für Aufmerksamkeit sorgen. Es „helfe“ ja nur den Verkaufsstrategen der Zeitschrift, die von Provokationen lebt. Diese Meinungen geben sich durchaus wohlmeinend und haben sogar etwas Plausibles an sich. Treffen sie aber den Kern des Problems? Von den katholischen „Verstehern“ blasphemischer Angriffe egal in welcher Form und von welcher Seite, ganz zu schweigen. -
Die Titanic-Titelbilder sind nur die Spitze eines Eisberges. Das Christentum und die katholische Kirche werden laufend auf vielfältigste und übelste Weise herabgesetzt. Das gab es in verschiedenen Jahrhunderten. Der Unterschied liegt jedoch darin, daß man sich heute nicht mehr dagegen wehrt. Die Titanic-Fotomontagen erregen Aufsehen, vielleicht weil sie Extrembeispiele sind, vielleicht auch nur, weil der Heilige Stuhl es sich nicht mehr hat gefallen lassen. Tatsächlich ist die Reaktion des Vatikans etwas Neues. „Extrem“ sind sie, weil sich die Menschen, weil die Christen, längst zu viel ertragen und sich gar nicht mehr empören über die „alltäglichen“ Verunglimpfungen ihrer Religion. -


Haben sich die Christen nicht schon zu sehr von der Entsakralisierung in ihrer Umwelt anstecken lassen? Das Heilige ist auch vielen Christen nicht mehr wirklich heilig. Religion gilt als „Privatsache“, weshalb sich selbst Katholiken den vermeintlich normprägenden Verhaltensweisen und vorherrschenden Reaktionsmustern angepaßt haben und sich unberührt bis distanziert abgeklärt geben. Selbst dort, wo die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, wie im Falle der Titanic-Fotomontage von Juli. Der Fall Titanic betrifft die Menschenwürde und die Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Dagegen kann sich der Betroffene zumindest teilweise zur Wehr setzen, wie dies Papst Benedikt XVI. mit gutem Grund getan hat. -
Neben der Unverletzlichkeit der Menschenwürde gibt es aber noch die Dimension des Sakralen. Wer verteidigt diese? Wer tritt auf gegen die Verhöhnung Gottes, die Verunglimpfung von Jesus Christus, die Verspottung des Heiligen Geistes, der heiligsten Handlungen, der Heiligen? Treibt die Herabwürdigung Gottes die Christen auf die Barrikaden? Manche entschuldigen sich mit dem abschreckenden Beispiel fanatischer Moslems. Kann der Verweis auf ein fremdes Extrem jedoch die eigene Gleichgültigkeit oder zumindest Untätigkeit entschuldigen?
Das Titanic-Coverbild mit dem Papst wäre in Deutschland nie möglich geworden, wenn die Christen, die Bischöfe, die Ordinariate, Verbände und Pfarreien, letztlich auch der einzelne Gläubige, die Entheiligung des Heiligen nicht weitgehend widerspruchslos hinnehmen würden. Die Entweihung des Heiligen verlangt für Provokateure, wie es die Berufssatiriker des Münchner Blattes sind, immer extremere Formen, um den gewünschten Aufschrei zu provozieren. -
Verlangt aber die Beleidigung Gottes, etwa im Allerheiligsten Altarsakrament nicht objektiv einen Aufschrei? Fordert sie nicht eine Form der Sühneleistung? Bereits 1988 sprach Joseph Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation von der Notwendigkeit, die Dimension des Heiligen „zurückzuerobern“. Er fand darin zwar Gehör, aber kaum auf jener institutionellen Ebene, die als erste in der öffentlichen, notfalls auch gerichtlichen Verteidigung des Heiligen gefordert ist. Wie sonst hätte es sein können, dass – um nur ein Beispiel zu nennen – im Oktober 2011 in Paris die Piusbruderschaft gegen das blasphemische Theaterstück On the Concept of the Face of God von Romeo Castellucci zum Gebetsprotest mobilisierte, die französische Bischofskonferenz sich aber nicht von dem Stück distanzierte, sondern von den jungen Betern vor dem Theater, und betonte, am „Dialog zwischen Kultur und Glauben“ festzuhalten? -
Die Titanic hat vor allem den Verlust des Sakralen im Volk und in der Gesellschaft offenkundig gemacht. Gegen diesen Verlust haben der Schriftsteller Martin Mosebach und der Philosoph Robert Spaemann bereits in der Vergangenheit die Wiedereinführung der „Blasphemie“ als Straftatbestand empfohlen. Eine Empfehlung, die von allen Christen aufgegriffen und zur Forderung erhoben werden sollte. -
Das ist nur ein Aspekt bei der schrittweisen „Rückeroberung“ der Dimension des Heiligen, aber ein nicht unwesentlicher, der nicht länger vernachlässigt werden darf.
Bild: Wikicommons (Katholisches.info, 01.08.2012; Hervorhebungen: GH). 

11.05.2012  Wider das Glaubensdiktat. Weshalb gegen die Salafisten nur Härte hilft
von FOCUS-Online-Korrespondentin Martina Fietz, Berlin.
Gewalttätige Salafisten kämpfen nicht für Religionsfreiheit, sondern für ein Glaubensdiktat. Das muss sich der Rechtsstaat nicht bieten lassen. Und die christlich-abendländische Kultur darf ihre Werte offensiver vertreten.
Bilder wie die von den Auseinandersetzungen in Nordrhein-Westfalen waren in jüngster Vergangenheit eher selten geworden. Wütende Demonstranten, die sich Straßenschlachten mit der Polizei lieferten, kannte man vom 1. Mai aus Berlin und Hamburg. Religiös motivierte Gewalt auf der Straße ist eine neue Erscheinungsform der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, die ebenso wenig toleriert werden kann wie Gewalt von links oder rechts.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich spricht davon, dass sich Deutschland keinen Religionskrieg aufzwingen lasse. Das ist eine gute Ansage. Denn der Kampf der Salafisten, die seit einiger Zeit unrühmlich von sich reden machen, dient nicht dem friedlichen Miteinander in der Gesellschaft. Er ist kein Kampf um Religionsfreiheit, sondern Ausdruck eines Glaubensdiktats. Das ist nicht zu akzeptieren – aus Gründen der inneren Sicherheit ebenso wenig wie mit Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Grundgesetz schützt die freie Religionsausübung. Wer sich darauf berufen will, muss auch die übrigen Artikel der Verfassung akzeptieren – das Recht auf freie Meinungsäußerung wie das auf körperliche Unversehrtheit.
Schutz ohne Wertung
Damit muss der Staat auch diejenigen schützen, die von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch machen. Das hat ohne Wertung zu geschehen. Die Initiative Pro NRW hat mit ihrer zum Teil rechtsextremen Ausrichtung ausgesprochen unangenehme Züge und unangemessene Methoden. Trotzdem haben die Sicherheitsbehörden auch sie zu schützen, solange sie gewaltfrei demonstrieren will. Dass Polizisten dabei angegriffen und verletzt werden, kann der Rechtsstaat sich nicht bieten lassen. Deshalb ist es richtig, wenn Politiker aller Couleur konsequente Bestrafung der Täter fordern und über ein Verbot einzelner salafistischer Organisationen nachdenken.
Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass es sich um rund 4000 Leute handelt, die die rückwärtsgewandte, aus der Zeit des siebten Jahrhunderts stammende Interpretation des Islam in Deutschland vertreten. Experten sprechen von bis zu 10 000 Personen. Die Auffassungen der Salafisten sind mit dem Verständnis moderner westlicher Gesellschaften nicht zu vereinbaren. Sie vertreten einen Ur-Islam, der jegliche Modernisierung ablehnt. In dieser Haltung haben sie eine ideologische Nähe zum Fundamentalismus der El Kaida. Und genau wie andere islamistische Gruppierungen üben auch die Salafisten enorme Anziehungskraft gerade auf junge Männer aus. Das erklärt die hohe Zahl an Konvertiten unter ihnen.
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Bibel und Koran
An diesem Punkt muss sich unsere Gesellschaft allerdings auch die Frage gefallen lassen, ob sie dem Islam selbstbewusst genug begegnet? Ist die westliche Welt vielleicht deshalb so verwundbar, weil sie die Werte ihrer eigenen christlich-abendländischen Kultur längst nicht so offensiv lebt, wie es islamisch geprägte Gesellschaften mit ihrer Tradition tun? Kann der Islam vielleicht deshalb als Bedrohung erscheinen, weil das Christentum nicht als Wert verteidigt wird? Warum gibt es Protestaktionen, wenn Salafisten den Koran verteilen? Wenn Deutschland und Europa fest auf ihrem religiösen Fundament stünden, bräuchten sie derartige Aktionen nicht als Angriff zu betrachten. Wer nur ein wenig aus dem Alten und Neuen Testament verstanden hat, weiß, dass die Bibel den Vergleich mit dem Koran nicht scheuen muss.
Weiter auf FOCUS Online, 11.05.2012.  -  Bevor die Krokodilstränen fließen: Wer sorgt denn in unserer Gesellschaft für den verhängnisvollen Wertewandel und hat ihn erfolgreich herbeigeführt? Sind das nicht die Medien, die die Kirche und die Gläubigen samt ihren Traditionen seit 60 Jahren diskriminieren, wobei jedes Mittel recht ist?? Ein bisschen Selbstkritik wäre da nicht schlecht, aber die gehörte noch nie zum Tugendkatalog der Medien. Im Übrigen hat der Artikel großes Potential für eine dringend notwendige Besinnung. Allerdings statt des blassen "Glaubensdiktats" würde der Ausdruck "Glaubensdiktatur" den Sachverhalt - und die Gefahr - besser treffen. Sie ist nur der erste Schritt zur totalitären islamischen Diktatur, wie die Geschichte des Islam bis heute gezeigt hat [GH].

14.03.2012  Deutschland: „Keine homosexuellen Schützenkönigspaare“
Nach dem Nein der katholischen Schützen zu schwulen Königspaaren haben Vorstandsmitglieder des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften per Mail Morddrohungen erhalten. Auch der Kölner Weihbischof Heiner Koch ist betroffen: Er erhielt ebenfalls „böse E-Mails“. Ausgelöst worden war die Debatte durch den Münsteraner Schützenkönig Dirk Winter, der im vergangenen Sommer seinen langjährigen Lebenspartner mit auf den Königsthron genommen hatte. Die Schützen beschlossen dazu am Sonntag, dass homosexuelle Schützenkönige und Schützenköniginnen künftig ihre Lebenspartner nicht als Mitregenten wählen dürfen. Der Bundespräses der katholischen Schützen, Weihbischof Koch, verteidigt den Homosexuellen-Beschluss seines Verbandes: „Wir möchten verhindern, dass das öffentliche Auftreten als Schützenkönig und -königin als Demonstration dafür missbraucht wird, dass jede partnerschaftliche Beziehung gleichwertig und gleichartig ist“, sagte er dem Kölner Domradio. (domradio) (NL Radio Vatikan, 14.03.2012). 

11.02.2012  Russland:
50 Prozent der Russen sind laut einer Umfrage gegen die Gründung einer christlichen Partei. Auf die Frage, ob es in Russland eine religiöse Partei ähnlich den christdemokratischen Parteien in Deutschland oder Italien geben sollte, antworteten 34 Prozent mit Ja. Das ergab eine am Freitag veröffentlichte Studie im Auftrag der russischen Gesellschaftskammer. Von den orthodoxen Christen sprachen sich 41 Prozent für eine solche Partei aus, 44 Prozent dagegen. Eine Mehrheit aller Befragten würde es begrüßen, wenn dem Parlament Geistliche angehören würden. 48 Prozent erklärten, dass sich das positiv auf die Arbeit der Duma auswirken würde, 11 Prozent meinten das Gegenteil. 37 Prozent glauben, das habe keinen Einfluss. Für die Studie wurden landesweit 1.800 Erwachsene befragt. Die 2005 geschaffene Gesellschaftskammer berät Regierung und Parlament. Die Russisch-Orthodoxe Kirche verbietet Priestern die Kandidatur für ein politisches Amt. Ein ranghoher Vertreter des Moskauer Patriarchats hatte im Januar allerdings die Gründung einer orthodoxen Partei angeregt. (kna) (NL Radio Vatikan, 11.02.2012). 

20.01.2012  (Vatikan/Washington) Die Freiheit der Kirche, ihre Stimme in der öffentlichen Diskussion der USA zu erheben, ist bedroht. Das ist der Alarmruf von Papst Benedikt XVI., als er eine Gruppe amerikanischer Bischöfe zum Ad-limina-Besuch im Vatikan empfing.
Diese Alarmglocke ertönt inmitten einer hart geführten Kampagne um die Entscheidung, wer als republikanischer Kandidat im November den amtierenden Präsidenten Barack Obama herausfordern wird.
Der Papst sprach mit jenen Bischöfen, deren Bischofssitze sich im Herzen der amerikanischen Macht befinden. Im Vatikan anwesend waren Kardinal Donald Wuerl, der Erzbischof von Washington, Erzbischof Edwin Frederick O’Brien, Apostolischer Administrator der Erzdiözese Baltimore, des ältesten Bistums der USA, mit dem Vorrang wenn auch nicht dem Titel eines Primas sowie die Militärbischöfe, die für die geistliche Betreuung der US-Truppen auf der ganzen Welt zuständig sind.
Benedikt XVI. äußerte sich besorgt über die Lage der Religionsfreiheit in den USA, die eigentlich von den Amerikanern als die kostbarste aller Freiheiten geachtet wird. Der Papst betonte, dass diese Freiheit auf einem grundsätzlichen Konsens in der Gesellschaft beruht, was gut und richtig sei.
„Dieser Konsens hat sich heute angesichts neuer und mächtiger kultureller Strömungen signifikant reduziert, die nicht nur in direktem Widerspruch zu zahlreichen zentralen Morallehren der christlichen Tradition stehen, sondern dem Christentum als solchem gegenüber immer feindlicher auftreten“, so Papst Benedikt XVI.
Es gibt, so der Papst, Kräfte, die im Namen der „Wissenschaft“ und der „politischen Macht und der Herrschaft einer Mehrheit“ das Recht der Kirche einschränken wollen, der Gesellschaft ihre „unveränderliche moralische Wahrheit“ zu verkünden. -
Für den Papst handelt es sich dabei nicht nur um eine Bedrohung des christlichen Glaubens. Vielmehr sei die „Menschheit selbst“ in Frage gestellt. Wenn man „versucht, die Dimension des letzten Geheimnisses [des Menschseins] zu unterdrücken“, besteht die Gefahr, einer „reduktionistischen und totalitären Sicht der menschlichen Person und der Natur der Gesellschaft“ zu verfallen.
Auch die amerikanischen Bischöfe sind über die Lage der Religionsfreiheit ernsthaft besorgt. Die Bischofskonferenz schuf deshalb vor kurzem eine eigene Kommission. Im September 2011 warnte der Vorsitzende der Konferenz, Erzbischof Timothy Dolan, seine Mitbrüder, dass die Religionsfreiheit in den USA “einen Angriff ohnegleichen“ erlebt. -
Wie gefährlich die Bischöfe die Entwicklung einschätzen zeigt auch, dass die Religionsfreiheit das zentrale Thema der Herbstkonferenz der Bischöfe im vergangenen November war und nicht die zentralen Wahlkampfthemen des Vorwahlkampfes und der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen. -
Die Gründe für die Sorge der Bischöfe sind zahlreich, angefangen bei den Nachwehen des noch frischen Kampfes rund um die Gesundheitsreform von Präsident Obama. Der katholische Teil der USA spaltete sich dabei in zwei Gruppen. Auf der einen Seite die Bischöfe, die sich strikt gegen die Einführung einer Krankenversicherungspflicht assprachen, auf der anderen Seite katholische Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen, die dafür waren. -
Nun befinden sich, wie die Bischöfe vorhergesagt hatten, auch die “liberalen” Katholiken in Schwierigkeiten, die die Reform der Demokraten unterstützt hatten. Sie stehen nun vor der Pflicht, die ihnen die Reform aufzwingt, Krankenversicherungen akzeptieren zu müssen, die auch „nicht katholische“ Dienstleistungen abdecken, wie künstliche Verhütungsmittel, die Pille danach, die Tötungspille oder die Abtreibung. -
Doch die Streitpunkte sind zahlreich. Da sind die katholischen Sozial- und Hilfsorganisationen, die in zahlreichen Bundesstaaten die öffentliche Finanzierung verloren haben, weil sie sich weigerten, homosexuelle Paare für die Adoption von Kindern zu akzeptieren. Da sind Gesetze in verschiedenen Bundesstaaten, die die Türen zur Homo-Ehe öffnen und dergleichen mehr bis hin zu mehr symbolischen, aber deshalb nicht minder wichtigen Themen, wie der Frage, ob am Ground Zero in New York ein Kreuz errichtet werden darf oder nicht. -
Die Gesamtfrage dürfte in den Präsidentschaftswahlkampf hineinwirken, vor allem falls die Republikaner einen Kandidaten mit einem deutlich „religiösen Profil“ auswählen sollten wie Newt Gingrich oder den Katholiken Rick Santorum, der nach einer Überprüfung der Vorwahlen von Iowa sogar der Sieger in diesem ersten Bundesstaat ist, in dem Vorwahlen stattfanden, und nicht Mitt Romney, wie es zunächst hieß.
In den jüngsten Debatten warfen die religiösen und sozialkonservativen Kandidaten der Republikaner, Gingrich, Santorum und Perry, der sich gestern aus den Vorwahlen zurückzog und Gingrich unterstützt, der Regierung Obama vor „der Religion in Amerika allgemein und der katholischen Kirche im besonderen den Krieg erklärt zu haben“, so der Professor für Geschichte des Christentums an der University of St. Thomas in Minneapolis, Massimo Faggioli. Ein Vorwurf, der in den USA Gewicht hat. -
2008 stimmten die Katholiken mehrheitlich für Obama trotz großer Skepsis der Bischöfe. Es erscheint unwahrscheinlich, dass sich dies im November noch einmal in diesem Ausmaß wiederholen wird.
Nicht zuletzt, weil von Papst Benedikt XVI. eine klare Unterstützung für jene kam, die von den Bischöfen fordern, jene katholischen Politiker, vor allem der Demokraten, zur Disziplin zu rufen, die in ethischen und bioethischen Fragen die Lehre der Kirche missachten, vor allem in der Lebensrechtsfrage. Dazu gehören ebenso Vize-Präsident Joe Biden wie die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. -
Die Bischöfe müssten, so der Papst in seiner Rede an die amerikanischen Bischöfe, den Politikern klarmachen, dass sie eine „persönliche Verantwortung tragen, öffentlich Zeugnis für ihren Glauben zu geben“ zu allen „großen moralischen Fragen unserer Zeit: den Respekt des von Gott geschenkten Lebens, den Schutz der Menschenwürde und die Förderung der wahren Menschenrechte.“
Vor allem müssen Katholiken eine „starke kritische Haltung gegenüber der dominierenden Kultur und den Mut haben, dem reduktiven Säkularismus zu widersprechen, der die Teilnahme der Kirche an der öffentlichen Diskussion zu Fragen, die die künftige amerikanische Gesellschaft bestimmen werden, verhindern möchte“.
Für den Papst und die amerikanischen Bischöfe geht es um eine entscheidende Frage, die die Zukunft der USA bestimmen wird. Es geht um den Fortbestand einer „gesellschaftlichen Ordnung, die in der jüdisch-christlichen Tradition verwurzelt“ ist. Die Präsidentenwahl im November wird daher auch für die Kirche eine entscheidende Etappe sein. Text: Vatican Insider/Giuseppe Nardi (Katholisches.info, 20.01.2012).

11.09.2011  Frankreich/Algerien:
Im Fall der 1996 in Algerien entführten und ermordeten sieben französischen Ordensleute gibt es neue Vorwürfe gegen den algerischen Geheimdienst. Der französische Journalist Jean-Baptiste Rivoire wirft dem Militärgeheimdienst DRS vor, die Entführung angestiftet zu haben. Das berichten französische Medien am Wochenende. Eine kleine Gruppe von V-Leuten habe die echten Islamisten dazu gebracht, die Tat zu verüben. Ziel sei gewesen, die Ordensmänner als störende Zeugen zu beseitigen, den Ruf der islamischen Fundamentalisten zu schädigen und Druck auf Frankreich auszuüben. Rivoire beruft sich auf Aussagen ehemaliger algerischer Geheimdienstmitarbeiter sowie eines Fundamentalisten. Die Hintergründe der Ermordung der Trappisten sind bis heute ungeklärt. Ein französischer General erklärte 2009, das algerische Militär habe sie versehentlich bei einem Hubschrauberangriff auf eine Islamistenstellung getötet. Algier hatte dagegen immer behauptet, die islamistische Bewegung GIA habe die Ordensleute rund einen Monat nach ihrer Entführung enthauptet. Der Fall war vom französischen Regisseur Xavier Beauvois in seinem preisgekrönten Film „Von Menschen und Göttern“ aufgegriffen worden. (kna) (NL Radio Vatikan, 11.09.2011). 

18.07.2011  Tauziehen zwischen Vatikan und UNO zur “sexuellen Identität” – „Heute die Gefahren von morgen sehen“
(New York/Rom) Die jüngste UNO-Resolution über die “sexuelle Identität” könnte die Freiheit der Kirche einschränken. Sollte das ideologische Manifest wörtlich genommen werden, dürfte man künftig keine moralische oder religiöse Meinung mehr über Homosexualität haben. Deshalb protestierte der Heilige Stuhl gegen die Marschrichtung der Vereinten Nationen zu den Homo-Rechten. Die Kirche kritisiert vor allem, dass die Resolution die Meinungsfreiheit, aber auch die Religionsfreiheit einschränke. Sie erlaube nicht mehr verschiedene Meinungen, sondern wolle eine Einheitsmeinung aufoktroyieren. Die Kirche könne dann keine moralische, politische oder auch rechtliche Differenzierung mehr äußern zu Fragen wie Homo-Ehe, Homo-Adoption oder künstliche Befruchtung.

Der Heilige Stuhl betonte das kirchliche Nein zur Diskriminierung und zur Gewalt gegen Homosexuelle. Sie wehrt sich jedoch gegen die einseitige Festlegung der UNO, dass homosexuelle Beziehungen den heterosexuellen völlig gleich, auch vom moralischen Gesichtspunkt und ebenso von Natur aus, seien.

Ein europäischer UN-Diplomat sagte am Rande der Tagung: „Jedes Kind weiß und versteht, daß diese Gleichsetzung der Homosexualität von Natur aus verkehrt ist. Doch sagen darf man das heute nicht mehr, weshalb auch ich das nie gesagt habe. Wie lange dieser ideologische Hype dauern wird, kann ich nicht sagen.“

Der Vatikan warnt vor dem verordneten Einheitsgedanken, der per se bereits Meinungsdiktatur ist, ganz unabhängig davon, ob er nun mit der „Ausmerzung von Homophobie“ begründet wird oder anders. Laut dem ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls beim Menschenrechtsrat der UNO in Genf, Msgr. Silvano Maria Tomasi, sei es „das Ziel, die Homosexuellenrechte in die internationale Agenda der Menschenrechte aufzunehmen.“ Durch die sich dahinter verbergende ideologische Unduldsamkeit drohe ein ernsthafter Angriff auf die Religionsfreiheit der katholischen Kirche, so Tomasi.

Wenn die Staaten und die internationalen Organisationen bei ihrem Drang nach Erweiterung der Menschenrechte nicht ausreichende Sensibilität für die Wahrung der bereits definierten Menschenrechte hätten, könnte von Staaten versucht werden, der Kirche trotz ihrer gegenteiligen Positionen die Homo-Ehe aufzuzwingen. Dann könnten sogar Priester vom Staat gezwungen werden, Homo-Ehen zu segnen und zu zelebrieren. „Ein Widerspruch und eine Absurdität, doch es entspräche der Logik einiger radikaler Kräfte“, so der Kurienerzbischof. „Der kirchliche Beitrag zu den Menschenrechten ist nicht losgelöst von der Glaubensperspektive auf den Schöpfergott.“

„Deshalb wehrt sich die Kirche gegen eine Diktatur der positivistischen Vernunft, die Gott aus dem Leben der Gemeinschaft und der öffentlichen Ordnung ausschließt und den Menschen seiner eigensten, spezifischen Orientierungsmaßstäbe beraubt“, so der ständige Vertreter beim UN- Menschenrechtsrat.
Der Heilige Stuhl teilt die Absicht, jede Form von Diskriminierung und Gewalt gegen Homosexuelle als Personen künftig zu verhindern. „Die Kirche kann aber keine Form von staatlichem Zwang auf das Gewissen akzeptieren“, so Erzbischof Tomasi. „Aufgrund der Heiligen Schrift, der gesamten kirchlichen Überlieferung und des Naturrechts hat die Kirche ein klare Position zur Homosexualität, achtet und anerkennt aber jede Person aufgrund ihrer unveräußerlichen Menschenwürde. Diese Position muß die Kirche auch morgen sagen, lehren und für sie eintreten können, sie ist fester Bestandteil ihres Glaubensgutes, in das kein Staat das Recht hat, einzugreifen.“ (Text: Vatican Insider/Giuseppe Nardi; Katholisches.info, 18.07.2011).

 

02.06.2011:  Den folgenden Aufruf der Initiative "EUROPA FÜR CHRISTUS!" veröffentliche ich gerne und bitte um Beachtung. So wie bisher geht es nicht weiter. Religion, und auch das Christentum, sind keine Privatsache!!

 

Fünf Ratschläge für aktive Christen in Europa

 

In den meisten Fällen begegnen Europäer dem Christentum heutzutage mit Gefühlen irgendwo zwischen Unverständnis und Feindseligkeit. Diese schwer einzuordnende Stimmung versteckt sich zumeist hinter Worthülsen und Nettigkeiten. Was hat das zu bedeuten? Existiert da eine Art von Phobie? Stören sich die Menschen an der bloßen Präsenz der Christenheit?
 
Ist das Christentum so etwas wie ein ständig wiederkehrender Fingerzeig auf etwas, das niemand hören möchte? Was macht Ausdruckformen des Christentums so unerträglich, dass sie, als scheinbar letzter Zufluchtsort von etwas, vom Gesetz her zu Tode gehetzt werden müssen?
 
Und warum findet die größte Basis-Organisation in Europa - sofern der Leser mir gestattet, diesen Ausdruck auf die Christenheit hin anzuwenden - so wenig Gehör in der Öffentlichkeit? Welche Gemeinschaft hat sowohl ein Büro als auch ein Büropersonal, das rund um die Uhr in jedem noch so kleinen Dorf präsent ist, und dennoch wenig mehr als Kritik erfährt?
 
Alasdair MacIntyre schrieb, dass der Heilige Benedikt nicht darauf abzielte Europa zu retten, sondern vielmehr das Christentum mit seinen Freunden zusammen in einer radikalen Form zu leben: und damit rettete er nebenbei Europa. John Courtney Murray schrieb, „Der Heilige Geist steigt nicht in der Gestalt einer Taube in die ´Stadt der Menschen´ herab. Er kommt vielmehr im immerwährend tatkräftigen Geist der Gerechtigkeit und Liebe herab, die im ´Menschen der Stadt´, also dem Laien, wohnt. Was sollen diese tatkräftigen Laien jetzt also tun?
  
Der erste Schritt besteht darin, immer bessere Christen zu werden. Erinnern Sie sich an Mutter Theresas Ausspruch „Die einzigen Dinge, die sich verändern müssen, sind Sie und ich.“ Auf einer konkreten persönlichen Ebene bedeutet dies, in den vielen kleinen Dingen des Lebens, die uns täglich auf unserem Weg begegnen, Treue zu zeigen, danach zu streben, das Evangelium zu verkünden, ja, sich auf den Weg zu machen und es auf den Bergen zu verkünden.
 
Christen äußern sich in der Öffentlichkeit oftmals zu gesellschaftlichen Themen, aber ohne dabei den Glauben zu erwähnen, und zwar in der Intention, ein Argument nicht nur für Gläubige, sondern für jeden Interessierten anzubieten. Das ist sehr taktvoll. Und doch ist dem etwas entgegenzuhalten: Lassen wir damit nicht das Wesentliche weg, das der Durchschnittsbürger vor dem Fernsehgerät so dringend hören sollte? Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin ganz und gar überzeugt von der christlichen Tradition des Naturgesetzes und der Möglichkeit, fast alles von der Vernunft her erklären zu können. Aber vielleicht sollten wir Christen mehr mit den Zuhörern und in deren suchende Herzen hinein über ihren Glauben sprechen, anstatt den das Interview führenden Journalisten zur Zustimmung bringen zu wollen. Wäre das nicht eine Überlegung wert?
In meinem Heimatdorf ist ein großes Kreuz an der Außenwand der örtlichen Pfarrkirche angebracht. Auf ihm sind alle Jahre verzeichnet, beginnend mit dem Jahr 1865, in welchen eine große organisierte Volksmission durchgeführt worden ist. Die Inschrift endet mit dem Jahr 1961.
 
Der zweite Schritt besteht darin, dass Christen freimütiger im Reden werden. Ein deutsches Forschungsinstitut hat kürzlich geschlussfolgert, dass die bemerkenswerteste Sache an heutigen Christen die sei, dass sie eben nicht in Erscheinung treten. Es liegt nun in der Verantwortung jedes einzelnen Christen, dies zu ändern.
Christen sind dazu aufgerufen die öffentliche Debatte mitzugestalten. Da gibt es eine ganze Menge zu tun! Kein wichtiges Thema sollte unkommentiert bleiben. Der wohl wichtigste Aufruf an Christen besteht darin, authentischer und weniger ängstlich zu sein, sich gut zu informieren und sich mit nachvollziehbaren und vernünftigen Argumenten zu Wort zu melden. Es ist für den Christen ein Akt der Nächstenliebe, sich am öffentlichen Diskurs zu beteiligen.
  
1. Vom Christentum inspirierte Politiker sollten ihren Glauben nicht wie einen Hut an der Garderobe in den Vorhallen der Macht ablegen. Sie haben allen Grund, weniger furchtsam zu sein. Es sollte ihnen viel daran gelegen sein, für den Schutz der Menschenwürde einzutreten, sowie gegen gesetzliche Restriktionen, die eine direkte oder indirekte Auswirkung auf Christen haben. All dies sollte im Bewusstsein dafür geschehen, dass im Kontext übertriebener gesetzlicher Regelungen, die manchmal sogar grundlegende Freiheiten beschränken, fadenscheinige und notdürftige Ausnahmeregelungen für Christen nicht ausreichen, um eine freie und gerechte Gesellschaft zu erhalten oder zu formen.
2. Diejenigen, die in Medien und Kunst tätig sind, sollten versuchen, ein authentischeres Bild der Christen zu zeichnen und die durch langjährige Stereotypisierung geschaffenen Vorurteile zu bekämpfen.
3. Diejenigen, die akademisch oder auf intellektueller Ebene tätig sind, wären dazu aufgerufen, die „christlichen Prinzipien“ aus ihrem momentanen abgeschiedenen Ghetto herauszuführen und in den allgemeinen Diskurs einzubringen.
4. Christliche Eltern sollten die Weitergabe des Glaubens an ihre Kinder zu einer Priorität erheben.
5. Kirchenführer sollten sich selbst zugestehen, den christlichen Standpunkt klar und deutlich zu benennen und die für alle Menschen auf der Suche nach dem Glück fundamentalen und „lebensnotwendigen“ Konzepte und Hilfen aufzuzeigen.
  
Es ist an der Zeit, den Couchplatz des kritischen Beobachters gegen eine engagierte christliche Präsenz im öffentlichen wie im privaten Raum einzutauschen!
 
Ist das nun der große Masterplan? Wahrscheinlich nicht. Aber als Christen wissen wir: Wir sind nur für das verantwortlich, was wir im Stande sind zu tun. Unser vornehmliches Ziel muss es sein, unseren Teil am Aufbau dieser Welt in dem Maße zu leisten, dass diese ein Ort wird, an dem alle glücklich werden können. Aber wenn wir keine Veränderungen im großen Stil zuwege bringen können, muss es unser zweites Anliegen sein, jenen Menschen eine Hilfe zu sein, die zuhören und damit beginnen, das zu bedenken und zu erwägen, was das Christentum ihnen zu sagen hat. Und selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, oder niemand zuhört, wird es dennoch wertvoll gewesen sein, der Wahrheit sozusagen eine Stimme gegeben zu haben, für die Schwächsten eingetreten zu sein und den christlichen Glauben verkündet zu haben.
 
Von Gudrun Kugler und dem Europa-für-Christus! Team.
 
Dieser Text ist die  Zusammenfassung eines Beitrags zu dem Buch “Exiting a Dead End Road, A GPS for Christians in Public Discourse”. Hervorhebungen von mir.
Veröffentlichungen mit Quellenangabe sind willkommen. Quelle:  www.europe4christ.net
    
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